Frühlingserwachen – Entrümpeln und Erneuern
Zeitenwandel im März:
Der 21. März bezeichnet die Tagundnachtgleiche, an der Tag und Nacht nahezu gleich lang sind, und markiert für uns das Ende des Winters sowie den Beginn des Frühlings. Dieses Ereignis symbolisiert für viele Kulturen einen Neuanfang. Die Natur erwacht langsam, Pflanzen beginnen zu wachsen und zu blühen, und Tiere werden aktiver. Auch wenn es noch vereinzelte Schneegestöber gibt, sind die milden Lüfte bereits auf dem Vormarsch. Die junge Kraft des Frühlings gewinnt an Einfluss, und überall zeigen sich kleine und größere Knospen. Der Zauber des Frühlingserwachens nimmt seinen Lauf.
Mensch und Natur:
Langsam tauen die Böden wieder auf und befreien sich von den Schäden und Verkrustungen des Winters als Vorbereitung auf den Frühling. Die Natur hilft sich mit besonders starken und robusten Überlebenskünstlern wie zum Beispiel dem Giersch. Jeder Gärtner weiß um die enorme Verzweigungskraft seiner Wurzeln, die nur schwer zu entfernen sind. Genau diese typischen Frühlingspflanzen durchlüften mit ihrer Kraft die noch harten und krustigen Böden auf. Diese Pionierpflanzen sorgen dafür, dass später andere Pflanzen gedeihen können.
Auch an unserem menschlichen Organismus gehen die Gezeiten nicht spurlos vorüber. Er befindet sich ebenfalls im Wandel. Aufgrund unserer heutigen Lebensweise in Wohlstand und in enger Verbindung mit der Technik, leben wir größtenteils unabhängig von den Naturereignissen. Weder wächst uns ein dickes Fell zum Winter hin, wie bei vielen Tieren, noch durchlaufen wir eine Mauser, die uns zum Frühling hin erneuert. Dennoch spielen sich unsichtbare Prozesse in uns ab, die viele gar nicht mehr wahrnehmen. Der eine oder andere bemerkt vielleicht, dass er im Winter ein paar Pfunde angesammelt hat. Das liegt nicht nur an den Genüssen rund um Weihnachten, wie man meinen könnte, sondern tatsächlich daran, dass sich im Winter unser Schilddrüsenstoffwechsel verlangsamt – und damit auch unsere Verdauung. So lagern wir leichter Fette ein, die schließlich hervorragende Wärmespeicher sind. Solche Vorgänge begleiten uns bereits seit Hunderttausenden von Jahren und bleiben uns treu.
Auch unsere geistige und emotionale Vitalität kann im Winter ein wenig verblassen. Doch mit dem stärkeren Lichteinfall im März und dem erwachenden Treiben der Natur werden unsere Sinne neu belebt.
Nimm dir ein Beispiel:
Wir haben die Freiheit, unser Leben unabhängig von den Jahreszeiten oder Tageszeiten zu gestalten. Doch wir haben auch die Möglichkeit, uns von der Natur inspirieren zu lassen und von ihr zu lernen. So könnten wir es ihr gleichtun und uns von altem Ballast befreien, um wieder mit neuer Energie und frischem Glanz zu erstrahlen. Es braucht dafür nicht viel – nur Zeit und Raum, um den natürlichen Prozessen in uns ihren Lauf zu lassen.
Zeit geben wir ihnen, indem wir schlichtweg relaxen und keinen Stress haben. So kann unser „innerer Arzt“ seine Arbeit ungestört verrichten.
Raum bieten wir ihm auf zwei Arten:
- Zum einen, indem wir unsere „Speicher“ nicht weiter mit schwer verdaulichen Lebensmitteln füllen, sondern eine kurze Diät halten und bestimmte Nahrungsmittel reduzieren.
- Zum anderen, indem wir Wege finden, uns von zähen Ablagerungen und unnötigem Ballast in unserem Organismus zu befreien. Und wer könnte uns dabei besser helfen als die Natur, die seit Millionen von Jahren darin geübt ist? Gerade die hervorsprießenden potenten Pionierpflanzen können uns in dieser Phase des Entrümpelns und Erneuerns unterstützen.
Entgiftungskuren
Im Einklang mit den natürlichen Vorgängen ist es kein Zufall, dass wir Menschen uns gerade im Frühling vermehrt mit Entgiftungskuren befassen. Diese Reinigungsrituale finden sich in vielen Kulturen rund um den Globus – und das seit Jahrtausenden. Interessanterweise ebenso in einer Zeit, da es kein Fastfood, keine Zusatzstoffe, keine Pestizide und andere moderne Verschmutzungen gab, mit denen unser Organismus heute zu kämpfen hat. Es ist also keine moderne Erfindung, sondern ein Brauch, der den Menschen seit jeher von Bedeutung war.
Hier einige Beispiele aus unserer Region:
- Christliches Fasten: Die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern ist traditionell eine Zeit der Enthaltsamkeit, um den Körper zu reinigen und den Geist auf das Fest vorzubereiten.
- Sowohl in der griechischen Antike als auch im Mittelalter wurden im Frühling Kräutertees, -extrakte und eine leichte Kost empfohlen, um ‚schlechte Säfte‘ aus dem Körper auszuleiten.
- Schwitzkuren: Dampfbäder oder Schwitzhütten werden genutzt, um den Körper von Giftstoffen zu befreien. In Nordeuropa werden noch gerne Birkenzweige als anregendes Schlaginstrument während der Saunagänge genutzt. Die Birke symbolisiert den Frühling und den Neuanfang.
Regionale Entgiftungskräuter erster Garde:
Giersch: dieser Gartenschreck ist ein ebensolcher Schreck für allerlei Ablagerungen besonders in Gelenken. Seine Spezialität liegt in der Therapie gichtartiger Zustände, jener Erkrankung, die früher gerne die Adligen plagte, die nur allzu gerne übermäßigen kulinarischen Gelüsten frönten. Giersch wirkt entzündungshemmend und, dank seines Mineralienreichtums, ausleitend über die Nieren.
Bärlauch: Mit seinen reichhaltigen Schwefelstoffen durchwärmt Bärlauch uns, löst und bindet Giftstoffe – vor allem aufgrund der besonderen Bindungsfähigkeit des Schwefels. Er reinigt unsere Gefäße ähnlich wie der Knoblauch.
Löwenzahn: Er ist nicht nur ein hervorragendes Ausleitungsmittel über die Nieren (Frz. pissenlit), sondern auch sehr wertvoll für Leber und Galle. In der Natur wächst er besonders gerne auf überdüngten Flächen und fungiert dort als echter „Wiesenentgüller“. Dieses Potenzial kann er auch in uns entfalten, wenn wir sozusagen überdüngt sind. Besonders hilfreich ist er, wenn wir uns mit zu viel Eiweiß „mästen“ und dadurch ein Übermaß an Ammoniak (gasförmiger Stickstoff) bilden, das unsere Leber überlastet.
Solcherlei Kräuter können uns helfen, wenn wir sie über Speisen und Salate aufnehmen. Noch stärker wirken sie jedoch in Form eines Tees.
Zu guter Letzt – die Meister der Entgiftung:
Ohne Zweifel ist es die ayurvedische Medizin aus Indien, die sich wie kein anderes System intensiv mit der Entgiftung befasst. Ihre Ursprünge reichen Tausende von Jahren zurück und sind in den Veden verankert. Im Rahmen einer Entgiftungskur (zwischen 2 und 4 Wochen), durchläuft der Betroffene verschiedene Phasen – unterstützt durch Heilkräuter, Kräuteröle, eine speziell abgestimmte Diät und äußerliche Anwendungen wie Schwitzen und Massagen. Durch diese Methoden wird, vereinfacht gesagt, folgendes bewirkt: Zunächst wird gelockert, gelöst und entrümpelt – und schließlich wird erneuert und aufgebaut.
Abschließend möchte ich den geschätzten Sebastian Kneipp zitieren:
„Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für seine Krankheit opfern.“